… ist unwahrscheinlich weit weg von Paris. Ich hoffe nur, die Elsässer wissen das zu schätzen und auszunutzen. Nach den Abenteuern in der Normandie und in Paris gilt es jetzt die Distanz nach Strasbourg in die Rheinebene zu überbrücken. Die Route führt durch die Champagne, Lothringen und das Elsass. Sie folgt der Marne oder mehrheitlich dem Seitenkanal der Marne und führt dann entlang dem Rhein-Marne-Kanal bis nach Strasbourg.
Der Vorteil der Fahrt entlang der Kanäle ist offensichtlich, dass keine ruppigen Anstiege anstehen. Der Höhengewinn erfolgt sehr kontinuierlich entlang der Schleusen. Eine Schleuse macht – nach meinen Beobachtungen – einen Hub von ziemlich genau vier Metern und die Steigung definiert sich einzig durch die Distanz zwischen den Schleusen (in den meisten Fällen ca. ein Kilometer).
Meine Beschreibung zeigt das Handycap entlang einem Kanal zu fahren. Es wird schnell so eintönig, dass man sich mit Kopfrechnungen zu beschäftigen beginnt. Die Spannung steigt, sobald die Wege schlechter werden. Wer eng entlang dem Kanal fahren will, muss mit praktisch allem rechnen. Ein gut asphaltierter Weg kann im Nu in einen radikalen Single-Trail übergehen. Das Überraschungsmoment wird in Frankreich ebenfalls hoch gehalten durch eine eher zufällige (vermutlich trifft “arbiträre” am besten) Markierung der Radwege. So kann es leicht passieren, dass man eine Kreuzung oder eine Abzweigung verpasst. Der Plan einfach bei der nächsten Gelegenheit ein Querstrasse zu nehmen und auf den Kurs zurück zu kommen, hat sich in den meisten Fällen nicht bewährt. Querstrassen können zum Teil markante Höhenunterschiede haben und durch Tunnels oder über Brücken geführt werden, die auch in bester Bikermanier nicht erreicht werden können.
Abwechslung ergibt sich, wenn man den Kanal verlässt. Die Gegenden die ich durchfahre sind grosse Landwirtschaftszonen und je weiter östlich ich komme desto öfter ist ein Kies- oder Zementwerk zu sehen. In der Champagne wird natürlich Champagner AOC produziert und es gibt kein Dorf und keine Wegkreuzung wo man nicht degustieren oder kaufen könnte. Ich bin nur froh, dass ich nicht alles trinken muss, was hier angebaut wird. Ich glaube, das gäbe hundert Jahre Kopfweh.
Ein eigentliches Highlight der Strecke war das «Vallée des Eclusiers», ein Tal in dem sich die Schiffe, die Autos und der Zug den Platz teilen müssen und in dem auf kurze Distanz fast hundert Meter Höhe abgebaut werden müssen. Die Strecke folgt einem verlassenen Teil des Kanals mit zig Schleusen, die hier im Abstand von nur wenigen Schiffslängen liegen.
Die letzten beiden Tage werden mich entlang dem Rhein nach Basel und dann weiter bis nach Eglisau und dann über Teufen und Freienstein nach Winterthur führen.